Bei der angestrebten Zusammenarbeit zwischen der Eintracht Frankfurt Fußballschule und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) soll dem sportlichen Nachwuchs ganz spielerisch ein neues Bewusstsein für Lebensmittel beigebracht werden.
Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist die Grundlage für jeden sportlichen Erfolg. Diese Weisheit ist altbekannt und trotzdem leichter gesagt als umgesetzt. Dem Körper zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Nährstoffe zuzuführen, damit er im richtigen Moment sein volles Potenzial ausschöpfen kann, ist eine echte Kunst. Insbesondere dann, wenn die Sportler noch Kinder und Jugendliche sind, deren Vorlieben beim Essen oft anderen Gesetzen folgen als der Logik von Sieg und Niederlage.
Was also tun, wenn Kinder partout nicht essen wollen, was eigentlich gut für sie wäre? Bei der Eintracht Frankfurt Fußballschule kennt man die Problematik und optimiert seit Jahren das Ernährungsangebot während der Fußballcamps. Oftmals liegt dabei der Schlüssel zum Erfolg gar nicht darin, dass man etwas anbietet, sondern wie man es anbietet. Die Formel lautet wie im Fußball: spielerisch zum Erfolg! Das ist das Ziel der angestrebten Kooperation zwischen der Eintracht Frankfurt Fußballschule und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.
Zum ersten Kontakt beider Organisationen kam es durch einen launigen Zufall: Als sich Bundesliga-Rekordspieler und Fußballschulen-Leiter Karl-Heinz „Charly“ Körbel im September 2014 auf dem Flug nach Hamburg zum „Tag der Legenden“ befand, wurde er von einem anderen Passagier angesprochen und um sportlichen Rat für einen Nachwuchskicker gebeten. Bei diesem Fluggast handelte es sich um DLG-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Grandke. Man kam ins Gespräch und fand schnell Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte.
Perfekte Voraussetzungen um Kinder für Lebensmittel zu begeistern
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein, der seit seiner Gründung 1884 das Ziel verfolgt, Qualitätsförderung für die Zukunftsbranchen Land- und Ernährungswirtschaft zu betreiben. Die Medaillen der DLG dürften die meisten schon gesehen haben: Ob Milchprodukte, Backwaren oder Fleischerzeugnisse, Müsli, Gemüse oder Getränke – In jedem Supermarkt werden unzählige Produkte von DLG-Siegeln in Gold, Silber und Bronze geziert, die dem Käufer eine entsprechende Qualität des Lebensmittels bescheinigen.
Um eine DLG-Prämierung zu erhalten, durchlaufen die Lebensmittel einen sogenannten Sensorik-Test, d.h. sie werden von Spezialisten genauestens auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz geprüft. Diese Herangehensweise erfordert jede Menge Expertise und geschulte Sinne – ein Ansatz der den Blick auf das Essen verändert. Und hier kommt die Fußballschule ins Spiel. Was die DLG-Profis im Großen betreiben, lässt sich nämlich auch für Laien mit einer Reihe erstaunlicher Tests gut am eigenen Leib nachvollziehen.
So wurde die Idee geboren, eine kindgerechte Sensorik-Schulung ins Fußballschulen-Programm einzubinden. „Kinder lieben Spiele und kleine Wettbewerbe. Und sie werden gerne verblüfft. Das sind die perfekten Voraussetzungen um sie für Lebensmittel zu begeistern, die sie im Alltag vielleicht etwas zu gesund finden“, weiß DLG-Geschäftsführer Grandke. Mit seinem Team entwickelte er ein Konzept zur Umsetzung und lud eine Fußballschulen-Delegation am 28. Januar 2015 zum Selbst-Versuch in die DLG-Geschmackschule ein.
Sportlicher Ehrgeiz bei den Geschmacks-Tests
Schon beim Empfang erhielt Körbels Team einen wortwörtlichen Vorgeschmack auf die Aufgaben, die es im Verlauf des Abends erwarten würde. Denn das gereichte Erfrischungsgetränk gab einige Rätsel auf und die Mutmaßungen, worum es sich hier nun eigentlich handelte, gingen weit auseinander. Nur auf die simple Lösung, dass es saurer Traubensaft war (Verjus), kam niemand. Auf dieses gelungene Warm-up folgten die offizielle Begrüßung durch Reinhard Grandke sowie ein Vortrag von Uwe Schröder vom Institut für Sporternährung Bad Nauheim zum Thema Sportnahrung für Kinder.
Dann begann der mit Spannung erwartete Sensorik-Test. Schon die einfache Aufgabe, die Geschmacksrichtung eines Traubenzucker-Würfels zu bestimmen, stellte die Gruppe vor einige Probleme. Richtig knifflig war jedoch der Wasser-Test. Hier erhielt jeder Teilnehmer sieben kleine Becher mit stillem Mineralwasser vorgelegt, die jeweils minimal mit den Grundgeschmacksarten süß, sauer, salzig, bitter und umami (fleischig/herzhaft) angereichert waren. Nun galt es, die einzelnen Proben den richtigen Geschmacksarten zuzuordnen.
„Das schmeckt alles gleich“ lachte Körbel, dessen sportlicher Ehrgeiz geweckt war und der sich fortan sehr konzentrierte, um ja nicht schlechter abzuschneiden als seine Kollegen. Tatsächlich wären die Unterschiede wohl niemanden aufgefallen, der nicht über die Aufgabe informiert war. Ein ähnliches Bild zeichnete sich beim zweiten Geschmackstest ab, bei dem aus drei Kartoffelsalat-Proben zwei identische und eine abweichende identifiziert werden mussten. Das schafften nur vier von elf Testern (wenngleich sich alle sicher waren, richtig gelegen zu haben).
Erwartung steuert die Wahrnehmung
Ein echtes Aha-Erlebnis stellte der Skramlik-Test dar. Hier ging es darum, die fundamentale Rolle des Riechens beim Schmecken aufzuzeigen. Mit zugehaltener Nase nahmen Körbel und Co ein Pröbchen zu sich und ließen den körnigen Inhalt auf der Zunge zergehen. Dass dieser süß schmeckte, befanden alle. Doch beim Loslassen der Nase explodierte eine regelrechte Zimtbombe im Gaumen. „Die Zunge selbst erkennt lediglich die Grundgeschmacksarten, alle weiteren Sinneseindrücke werden von Geruchssignalen bestimmt“, erklärte der Sensorik-Experte Stephan Schöller seinen erstaunten Zuhörern.
Die weiteren Tests sorgten ebenfalls für jede Menge Heiterkeit und Erstaunen. Das Erkennen von gemischten Aromen in Getränken war für sich genommen schwer genug, doch durch die Zugabe von Farbstoffen wurden die Teilnehmer noch zusätzlich auf falsche Fährten gelockt. „Ich war mir sicher im vierten Saft Waldmeister geschmeckt zu haben. Das war die grüne Farbe“, erkannte Clemens Appel. Und bei der Prüfung von Frankfurter Würstchen nach DLG-Kriterien unter Leitung von Simone Schiller wurde den Teilnehmern erstmals bewusst, was eine Wurst alles leisten muss, um die volle Punktzahl zu erreichen.
Nach Abschluss der Testreihen blieb allen Anwesenden noch Zeit, in geselliger Atmosphäre die Highlights des Abends revuepassieren zu lassen und die eigenen Ergebnisse und Empfindungen zu vergleichen. Körbel behielt dabei stets das eigentliche Ziel vor Augen und zeigte sich hinsichtlich einer Kooperation mit der DLG zuversichtlich: „Wir wollen Kindern einen neuen Zugang zu ihrem Essen bieten und ihr Bewusstsein für Lebensmittel schärfen. Die Methoden der DLG können das leisten und machen dabei auch noch richtig Spaß. Von mir gibt’s die Goldmedaille.“ Ein erster Testballon soll schon bald beim Talenttraining der Fußballschule steigen.
Die Eintracht Frankfurt Fußballschule dankt der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und insbesondere Reinhard Grandke, Simone Schiller, Stephan Schöller und Miriam Weiser sowie Uwe Schröder vom Institut für Sporternährung für den gelungenen Abend. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Schritte.