22.10.2021
Fussballschule

„Er verkörpert diese Leidenschaft“

Cezary Tobollik spielte unter Weise und Zebec für die Eintracht, aktuell ist er Trainer der Fußballschule und im Walking Football. Am heutigen Freitag wird der Pole 60 Jahre alt.

Wenn man ein Training der Fußballschule von Eintracht Frankfurt besucht, weiß man in der Regel sofort, wo Cezary Tobollik sich aufhält. Nämlich dort, wo am meisten gelacht wird. Die Frankfurter Rundschau bezeichnete ihn einst als „Spaßmacher und Filou“, und das trifft es sehr gut. „Ich gehe mit viel Freude an die Sache. Für mich ist Trainer sein keine Arbeit. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, was will ich mehr?“, fragt Tobollik rhetorisch. Der Vater von drei erwachsenen Kindern (zwei Söhne und Tochter Vivian, die einst beim 1. FFC in der Zweiten Liga und auch bei der Eintracht spielte) lebt mit seiner Frau Karina seit vielen Jahren in Mainhausen zwischen Seligenstadt und Aschaffenburg.

Auch beim Walking Football ist Cezary Tobollik mit Caja Zohren in seinem Element.

Der Pole ist eine Institution in der Fußballschule. Deren Leiter Karl-Heinz Körbel weiß das natürlich. „Er verkörpert diese Leidenschaft, die wir brauchen“, sagt er, der Tobollik noch als Spieler kennt. Weil er eben das vorlebt und dazu die fachliche Kompetenz hat, ist er aus der Fußballschule nicht wegzudenken. Körbel ergänzt: „Auch bei den Mädels ist Cezary unglaublich bekannt und beliebt. Da haben wir richtig gelegen, als wir nach Trainern für unsere Mädchencamps gesucht haben“, freut sich der Rekordbundesligaspieler. Auch beim Walking Football ist er am Riederwald als Trainer tätig – und tritt mit seiner lockeren Art auch mal auf die Bremse. „Ich muss die Jungs und Mädels manchmal zurückhalten. Wenn wir es etwas ruhiger machen, kommt der Erfolg schneller. Mit Spaß sowieso“, sagt er und lacht dabei lautstark. Mit Caja Zohren bildet er das Trainerteam im Walking Football, in dem vereinfacht erklärt drei Dinge nicht erlaubt sind: rennen, grätschen und den Ball über den Boden schießen.

Cezary Tobollik hat in seinen 60 Jahren so einiges erlebt. Aufgewachsen ist er in einem kleinen Ort in Polen, in dem sein Vater einst mit seinen Toren den Klub ein paar Klassen nach oben schoss. Er spielt in U-Auswahlmannschaften, wechselt 1982 nach Krakau zu KS Cracovia, wird mit einer verwandelten Ecke zum Derbyheld und schmiedet Pläne, über den Eisernen Vorhang in den Westen zu gelangen. Sein Ziel: Aschaffenburg, wo seine Tante schon länger und mittlerweile auch seine Eltern leben. Als er mit KS in Graz im UI-Cup spielt, schießt er noch ein Tor beim 2:0-Sieg – wenige Stunden später setzt er sich mithilfe seines aus Bayern angereisten Vaters ab. Bei der Eintracht zieht ein alter Bekannter die Fäden, um Tobollik nach Frankfurt zu holen: Wolfgang Mischnick, der FDP-Politiker und Verwaltungsratsmitglied, der schon Jürgen Pahl und Norbert Nachtweih unterstützt hatte. Der Pole stürmt anderthalb Jahre für die Eintracht und kommt in 42 Bundesligaspielen zum Einsatz. Branco Zebec und Dietrich Weise sind seine Trainer, über beide redet Tobollik mit großer Hochachtung. Beim Klassenerhalt 1984 hat er seinen Anteil, er trifft in der Relegation in Duisburg beim vorentscheidenden 5:0-Erfolg.

In Lens spielt er nach einem Zweitligajahr in Aschaffenburg später nochmal in der höchsten Spielklasse Frankreichs, ehe er nach Pause und einem Jahr beim damaligen Drittligisten Kickers Offenbach erneut in Aschaffenburg die Karriere ausklingen lässt.

Vor fast 20 Jahren trifft er wieder auf Karl-Heinz Körbel, der bei der Eintracht gerade die Fußballschule ins Leben gerufen hatte. „Ich wollte nie Trainer werden. Aber mit den Kids ist es etwas anderes. Das macht einfach Spaß.“ So wie es für die Eintracht Spaß macht, mit ihm zu arbeiten. Und den Kids in der Fußballschule sowieso, die an seinem Geburtstag am heutigen Freitag beim Feriencamp in Niederrad sicherlich ein Ständchen für ihren Trainer singen werden.