19.02.2018

„Innerhalb von zehn Minuten hatte ich Visitenkarten von sämtlichen Jugendkoordinatoren in Europa“

Patrick Falk galt in den 1990er Jahren als eines der größten deutschen Nachwuchstalente. Von der U-15 bis zur U-21-Nationalmannschaft durchlief er alle Jugendstationen des DFB und debütierte 1999 unter Jörg Berger für die Frankfurter Eintracht in der Bundesliga. Trotz bester Anlagen sollte der große Wurf jedoch nie gelingen. Heute gibt der 38-Jährige in der Fußballschule der SGE seine Erfahrungen weiter.

Patrick, du kennst dich aus mit Vorschusslorbeeren und Erwartungsdruck. Was prasselt auf ein Nachwuchstalent ein, wenn es sich in den Fokus der Medien gespielt hat?

Der Erwartungsdruck ist gar nicht so schlimm. Das Problem ist eher das ganze Drumherum. Klar gerätst du in den Fokus, wenn du Leistung bringst. Wenn du davon träumst, vor 50.000 Zuschauern zu spielen, darf dich das auch nicht aus der Bahn werfen. Aber plötzlich will auch jeder was von dir. Da kommen irgendwelche Berater, Vereine, dubiose Mittelsmänner von irgendwelchen Vereinen bei denen man gar nicht weiß, ob die überhaupt befugt sind, für den Verein zu sprechen. Das hat mich damals schon stutzig gemacht.

Du wurdest bei der U20-WM in Nigeria als bester Spieler ausgezeichnet und hast mit einem Tor fast von der Mittellinie für Furore gesorgt. Was ist danach passiert?

Wir kamen zurück ins Hotel und innerhalb von etwa zehn Minuten hatte ich Visitenklarten von sämtlichen Jugendkoordinatoren in Europa, vom PSV Eindhoven über den AC Parma bis zu Atletico Madrid. Ich hatte gar keine Gelegenheit erstmal runterzukommen und die Ereignisse einzuordnen. Heute wäre das ganz anders, weil die Spieler besser abgeschirmt werden. Meinem Vater werfe ich manchmal zum Spaß vor, dass ich 20 Jahre zu früh geboren wurde.

Was hat sich seit damals für die Spieler geändert?

Heute haben junge Spieler eine ganz andere mediale Ausbildung als wir damals. Die werden von klein auf geschult. Nach dem ersten Bundesligaspiel für die Eintracht, in dem ich eine entscheidende Rolle gespielt hatte, lief ich nach Abpfiff einfach so in die Kamera rein und habe ohne mir etwas dabei zu denken mein Statement abgegeben. Das kam dann im Fernsehen. Bis heute einer vors Mikrofon darf, war er erstmal eine Weile für die Medien gesperrt und wurde ordentlich vorbereitet.

Waren diese Störfeuer der einzige Grund, weshalb der große Durchbruch nicht gelungen ist?

Nein. Es hat natürlich auch viel mit Glück zu tun. Du brauchst einen Trainer, der an dich glaubt und dir Vertrauen schenkt. Jörg Berger war so einer. Doch als er durch Felix Magath ersetzt wurde, hat meine Karriere den entscheidenden Knick bekommen. Das begann gleich beim ersten Aufeinandertreffen. Als Spieler ist man immer offen und neugierig gegenüber dem neuen Coach. Doch Magath ist mit mir umgegangen als wäre ich ein E-Jugendspieler. Das zog sich dann durch die gesamte Saison. Als 25-jähriger gestandener Profi hätte ich das vielleicht weggesteckt. Aber das war ich damals nicht.

Heute gibst du diese Erfahrungen bei der Eintracht Frankfurt Fußballschule an die Kids weiter und erfreust dich großer Beliebtheit. Wie kommt dieser gute Draht zustande?

Ich bin nach wie vor Vollblut-Fußballer und weiß genau, was in den Köpfen der Kinder los ist. Ich gehöre zu den jüngeren Trainern in unserem Team und habe selbst Kinder in dem Alter. Da spricht man ihre Sprache. Vor allem aber glaube ich, dass die Kids spüren, dass ich mit voller Überzeugung bei der Sache bin.

Was ist dein Rat für die Kids?

Bleibt so lange bei euren Heimatvereinen wie es geht und springt nicht gleich auf den ersten Zug in den Leistungsfußball auf. Nehmt euch eure Zeit. Ihr verliert sonst eure ganze Jugend mit all den schönen Freundschaften und Erfahrungen. Ob es das wert ist?

(mb)