Das Gastspiel beim chinesischen Breitensportverein Active Kidz Shanghai trug den Namen der SGE bis an die östlichen Grenzen des asiatischen Festlandes. Es war der Beginn einer spannenden Zusammenarbeit, die diesen Herbst bereits in die vierte Runde ging.
Als die Eintracht Frankfurt Fußballschule im Frühjahr 2013 erstmals das Gebiet der Bundesrepublik verließ, um im fernen Shanghai ihr Trainingsprogramm durchzuführen, war es noch nicht viel mehr als ein Testballon: Wie würden Kinder aus einer völlig anderen Kultur das Angebot annehmen? Klingt der Name der Eintracht weit genug, um eine ähnliche Begeisterung auszulösen, wie in heimischen Gefilden? Und würde man im Tischtennis-begeisterten China überhaupt genügend Kinder zusammenbekommen, die sich für Fußball interessieren? Die Reise entpuppte sich als voller Erfolg. Anderthalb Jahre später ist die Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen Breitensportverein Aktive Kidz Shanghai (AKS) und der Fußballschule so weit etabliert, dass es regelmäßig zum gegenseitigen Austausch kommt. Nachdem im Sommerferiencamp dieses Jahres eine Delegation aus Shanghai mit fünfzehn Kindern und zwei Trainern an der Commerzbank-Arena gastierte, erfolgte in der Zeit vom 26. September bis 05. Oktober die bereits vierte Auflage der Trainingscamps in Shanghai.
Immer mit dabei: Fußballschulen-Koordinator Clemens Appel. Er leitete bereits die erste Shanghai-Expedition und freut sich über die positive Entwicklung der Zusammenarbeit: „Es ist immer wieder toll zu sehen, mit welcher Herzlichkeit und Gastfreundschaft wir in Shanghai empfangen werden. Die Kinder und ihre Trainer sind gleichermaßen wissbegierig und ziehen super mit. Mit jedem Mal sieht man, wie die Räder besser ineinandergreifen“, resümiert der 49-Jährige. Begleitet wurde Appel, wie zuletzt auch, von Ralf Schmitt und dem ehemaligen Eintracht-Stürmer Cezary Tobollik. Dazu verstärkten mit Hansi Steinle und Oka Nikolov zwei weitere Hochkaräter den Eintracht-Tross. Zu Nikolovs Erfahrungen im deutschen, mazedonischen und amerikanischen Fußball gesellte sich nun auch ein Eindruck, wie im Land des Lächelns gekickt wird: „Jede Kultur ist aufregend anders. Das macht es spannend. Bei allen Unterschieden finde ich aber faszinierend, dass eines überall gleich ist: die Freude am Spiel.“
Die steht natürlich für die Eintracht Frankfurt Fußballschule an erster Stelle. So wurde auch in Shanghai bei allen Trainingseinheiten darauf geachtet, dass Kinder und erwachsene Teilnehmer gleichermaßen Erfolgserlebnisse verzeichnen konnten und motiviert blieben. Der Ablaufplan sah diesmal vier Veranstaltungen vor: Zunächst das Continental-Tagescamp am 26. September, bei dem 30 erwachsene Mitarbeiter von Sonic-Motors in den Genuss des Fußballschulen-Trainings kamen. Dann die beiden Camps für Kinder in Puxi und Pudong, zwei Stadtteilen der Megametropole am Ostpazifik. Zuletzt bekam das Trainerteam von AKS, das im nicht unerheblichen Maße aus freiwilligen Laien besteht, eine Schulung mit wertvollen Tipps zur Trainingsgestaltung. Dabei wurde wie in den Camps selbst auf die bewährten Module Koordination, Technik, Torschuss, Spielform und Torwarttraining gesetzt.
Die Impulse der Frankfurter Experten werden von den Verantwortlichen bei AKS hoch geschätzt. Um das Knowhow nachhaltig umzusetzen, wurde der ehemalige Fußballschulen-Coach Thomas Ochs in diesem Jahr als Sportdirektor gewonnen. Für den 29-jährigen Wiesbadener ist die verantwortungsvolle Position im 3000 Mitglieder starken Verein eine reizvolle Aufgabe: „Ich bin ein heimatverbundener Mensch, aber eine solche Chance muss man nutzen. Als ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal hier war, hat mich die Stadt gleich gefesselt und auch die Chemie mit den Kindern hat gestimmt. AKS ist eine Riesenfamilie und ich wurde super aufgenommen.“ Zu Ochs Aufgaben zählt auch die Organisation eines geregelten Spielbetriebs für die rund 1000 Fußballer des Vereins. „Das bewerkstelligen wir auf zwei Wegen: Einerseits führen wir wöchentlich vereinsinterne Turniere durch, sozusagen unsere eigene Active-Kidz-Liga, zum anderen haben wir unser Elite-Team, bei dem die Leistung im Vordergrund steht und das sich außerhalb des Vereins im Liga-Alltag mit chinesischen Clubs misst.“
Da konnten ein paar Profi-Tipps aus der Bundesliga natürlich nicht schaden. Die Kids zeigten sich jedenfalls begeistert von ihren Trainingscamps. Voller Engagement gaben sie vor den Kameras von EintrachtTV ihr Bestes um die Medaillen und Preise der Fußballschule zu verdienen. Sehr zur Freude von Cezary Tobollik, für den es keinen anderen Weg zum Erfolg gibt: „Man muss immer sein Bestes geben. Das ist gar nicht so leicht. Wer aber diesen Anspruch an sich setzt und durchzieht, der kommt weit, egal ob im Sport oder außerhalb.“ Diesem Motto folgten auch die Trainer der Fußballschule. Schließlich ist jeder Eintrachtler im Ausland auch ein Botschafter seines Vereins. Dass diese Botschaft der Adler auch weit über Shanghai hinaus gehört werden dürfte, liegt nicht zuletzt an der Zusammensetzung von AKS. Die Kinder stammen nämlich keineswegs nur aus China, sondern haben ihre Wurzeln als Schüler internationaler Schulen in aller Herren Länder. Auf diese Weise multipliziert sich die Reichweite der Marke Eintracht Frankfurt erheblich.
Das weiß auch Fußballschulen-Leiter Karl-Heinz „Charly“ Körbel. Im heimischen Frankfurt ließ er sich umgehend von seinem Team Bericht erstatten und zeigte sich anschließend zufrieden: „Das war wieder eine runde Sache. Unsere Trainer wurden hervorragend empfangen und auch das Feedback von AKS war durchweg positiv. Die Zusammenarbeit mit Shanghai ist für die Fußballschule sehr wertvoll und passt hervorragend in unser breit aufgestelltes Portfolio.“ Körbel wäre aber nicht Körbel, wenn er nicht schon einen Schritt weiter denken würde: „Wir haben den Anspruch uns immer zu verbessern und werden daher genau schauen, wo wir beim nächsten Mal noch eine Schippe drauf legen können.“ Man darf gespannt sein, was die Zukunft dieser Kooperation bringt.